Projekt 236
Nah-Verkehr: OMNIBUS
Dieses Projekt wurde im Oktober 2025 abgeschlossen.
Das Theaterkollektiv Mobile Albania gründete mit einem alten Omnibus – im Wortsinn: für alle – einen alternativen „NahVerkehr“, in dem die Menschen nicht nebeneinander herfahren, sondern sich begegnen. Als fahrender musikalischer Austauschraum ermöglichte er ungeahnte Verbindungen zwischen Menschen, nahen und fernen & Nachbarschaften. Mit jeder Fahrt wuchs das alternative Verkehrsnetz um neue Linien und Haltestellen zwischen Nachbarschaften in Frankfurt und dessen Umland.
Im ersten Teil des Projekts Nahverkehr, dem Format „Fahrtenschreiber“, stand die Auseinandersetzung mit der ambivalenten Frage nach Nähe im urbanen Raum im Mittelpunkt. Dazu wurden verschiedene Fahrgemeinschaften quer durch Frankfurt und im Mikrokosmos einzelner Stadtviertel eingeladen, gemeinsam mit dem Projektteam Erfahrungen, Geschichten und Perspektiven zu teilen. Bereits in der zweimonatigen öffentlichen Erarbeitungsphase war das Team in unterschiedlichen Stadtteilen Frankfurts und den angrenzenden Gemeinden unterwegs. Passantinnen sowie Vertreterinnen lokaler Kontexte – unter anderem das Quartiersmanagement Ginnheim – wurden zu Fahrten mit dem Projektbus eingeladen, um sich im Austausch über individuelle und kollektive Formen von Nähe zu verständigen.
Zentrales Element des Formats war der Fahrtenschreiber des Omnibusses, eine interaktive musikalische Skulptur und zugleich Dokumentationsinstrument. Aus den Beobachtungen, Bewegungen, Gesprächen und Perspektiven der Mitfahrenden generierte der Fahrtenschreiber fortlaufend neue Tracks. Diese verwandelten die gesammelten Erfahrungen und Erzählungen in Klänge, Texte und Songs und bildeten damit ein wachsendes, vielstimmiges Klangarchiv.
Im Verlauf der Fahrten entstand so eine Vielzahl musikalischer Fragmente, die Gedanken, Positionen und Stimmungen aus den Nachbarschaften aufgriffen und zu Ausgangspunkten weiterer Begegnungen wurden.
Ab November 2024 wurde die Skulptur als interaktive Installation Teil der Ausstellung „Bewegung! Frankfurt und die Mobilität“ im Historischen Museum Frankfurt. Das Klangarchiv entwickelte sich dort kontinuierlich weiter. Zusätzlich fanden inszenierte Fahrten im Rahmen der Ausstellung sowie in Kooperation mit dem Mousonturm im Kontext des FLAB Festivals (Oktober 2024) statt. Diese Inszenierungen verbanden dokumentarische Elemente der vorangegangenen Fahrten mit performativen und musikalischen Formaten.
Im zweiten Projektjahr wurde das Format „Omnibus“ entwickelt, das die im Vorjahr entstandenen musikalischen und inhaltlichen Materialien weiterführte und verdichtete. Ziel war die künstlerische Produktion und Veröffentlichung der im Fahrtenschreiber entstandenen Tracks sowie die konzeptionelle Weiterentwicklung des Projekts. In Zusammenarbeit mit Musiker*innen unterschiedlicher Stilrichtungen wurden – auf Grundlage des selbstgebauten Instruments und der während der Fahrten entstandenen Text und Klangfragmente – neue Kompositionen erarbeitet und produziert. Diese Arbeiten waren weiterhin in die laufende interaktive Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt eingebettet.
Das Ergebnis war eine Auswahl an Liedern und Routen, die in Form einer Schallplatte mit begleitendem Booklet veröffentlicht wurde. Darauf aufbauend entstand eine Konzertfahrt, bei der das Publikum in einem umgebauten Stadtbus durch die Stadt gefahren und die Lieder an ihre ursprünglichen Entstehungsorte zurückgeführt wurden. Bushaltestellen wurden dabei zu Aufführungsorten, und Passant*innen wurden spontan in die Performances einbezogen. Alle Beteiligten der Fahrten und des Gesamtprozesses erhielten ein Exemplar der PublikaIon.
Die Aufführungen waren vollständig ausverkauft, und die Resonanz von Publikum und Beteiligten fiel sehr positiv aus.
Das Projekt wurde von der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region mit 70.000 € bezuschusst.
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